Diakonie wählt Demokratie

Demokratie im Unternehmensverbund

Olaf Tünnemann, Pädagoge in der Beruflichen Bildung des Ramper Werks im Unternehmensbereich „Teilhabe an Arbeit“, wurde für seine Arbeit zum Demokratieberater ausgebildet. Er erklärt:

Was ist ein Demokratieberater und welche Aufgaben hat er?
Ein Demokratieberater ist fester Ansprechpartner im Unternehmen rund um das Thema Demokratie. Demokratieberater sind beratend tätig für Kollegen, Klienten und Leitungskräfte. Das fängt an mit einfachen Fragen, wie zum Beispiel, ob die Kleidung, die eine Person trägt, im Unternehmen erlaubt ist, weil sie der rechtsextremen Szene zugeordnet werden könnte. Oder es geht um Elternabende in Kitas und Schulen, bei denen Spannungen zu erwarten sind – zum Beispiel aufgrund verschiedener Kulturen und dem Umgang mit diesen. Dann gibt es ganz allgemeine Fragen zur Deeskalation und zu wertschätzender Kommunikation in einem guten Für- und Miteinander. Partizipation leben und Demokratie erlernen und leben - das sind Schnittstellen, bei denen der Demokratieberater beraten kann. Wir gehen noch einen Schritt weiter und bieten in meinem Hauptarbeitsfeld im Bildungssektor auch Fort- und Weiterbildungsangebote an oder führen Präventionsangebote zur politischen und demokratischen Bildung durch.

Was gehört zur Ausbildung eines Demokratieberaters?
Im Rahmen des Projekts „Demokratie gewinnt“ des Diakonischen Werks M-V e.V. absolvierte ich eine einjährige Fortbildung und wurde zu unterschiedlichen Themenkomplexen geschult: Zu diesen gehörte u.a. die Auseinandersetzung mit dem Thema Demokratie und demokratische Bildungsarbeit. Es ging auch um Strukturen des Rechtsextremismus in der sozialen Arbeit und im gesellschaftlichen Leben: wo ist sie ganz offensichtlich und wo ist sie versteckt angesiedelt? Wir beschäftigten uns weiter mit Fragen zu Reichsbürgern und der Argumentation bzw. Kommunikation mit ihnen. Wie unterwandern Rechtsextreme zum Beispiel Kitas, Schulen und Parteien in der Politik? Welche Methoden wenden Rechtsextreme an, um Sympathien zu erzeugen, etwa Spenden und Unterstützung bei Kinderfesten. Welche Geheimcodes werden von Rechtsextremen verwendet? Wie erkenne ich sie in meinem Umfeld? Wie ordne ich Musik ein, die nicht gleich auf den ersten Blick „rechts“ orientiert ist? Wir beschäftigten uns mit dem Themenkomplex „Antisemitismus“ und erlernten Kommunikations- und Reflektionstechniken sowie den sensiblen Umgang mit konfliktreichen Themen und Situationen. Weiterhin ging es um Rolle und Funktion des Demokratieberaters in einem kirchlich-diakonischen Unternehmen, die Beratung der Unternehmensleitung und der Kolleg*innen sowie die Netzwerkarbeit und Bildungsangebote zur demokratischen politischen Bildung.

Es gibt das „Sicherheitstraining für Grundschüler“. Das ist eine Schulung zum Opferschutz und für Selbstbehauptung. Mit Rollenspielen und handlungsorientierten Methoden schulen wir die Kinder darin, selbstbewusst und achtsamer mit ihrer Umwelt umzugehen. Sie lernen Handlungsabläufe und Sicherheitsinseln für Themenkomplexe körperlicher und seelischer Gewalterfahrung, sexuellen Missbrauch, Mobbing oder sogenannte „Abziehdelikte“. Der Social Media Bereich und die Entwicklung digitaler Medienkompetenz sind ebenfalls im Bildungsangebot. Hierher gehören die aktuellen Themen Cybermobbing, Cybergrooming, Fake News, Deepfake und KI-Apps. Demokratie im Internet zu vertreten und wiederherzustellen sind Aufgaben unserer Gesellschaft.

Da die Berufliche Bildung mein Hauptaufgabenfeld ist, können wir hier in den lebenspraktischen Unterrichtsfächern eine enorme Bandbreite von Präventionsarbeit leisten. Hier gibt es seit 2012 das Sicherheitstraining für Selbstbehauptung und Opferschutz gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch. Seit 2018 bedienen wir die Themenfelder Medienkompetenz mit dem Schwerpunkt Cybermobbing, sexueller Missbrauch über das Internet sowie den sicheren Umgang mit Social-Media-Kanälen. 2020 ist das Thema der bewussten Informationsbeschaffung und -bewertung hinzugekommen mit den Aspekten Fake News und bewusstes Verbreiten von Desinformationen. Aktuell geht es um Apps, die von Künstlicher Intelligenz unterstützt werden und die Abgrenzung zur Realtität oftmals erschweren.

Demokratieberater

Olaf Tünnemann

Berufliche Bildung im Ramper Werk Retgendorfer Straße 4
19067 Leezen